Der Zyklus „Violencia Paranoia“ war in gewisser Weise ein Bruder von „Violence Permanente„. Er thematisierte unter anderem das Verhältnis zu Waffen, das trügerische Versprechen von Sicherheit, das blinde Vertrauen in Waffen, ihre Ästhetik und auch die Besessenheit von Waffen.
Waren Waffen und Waffensysteme bis zu den Napoleonischen Kriegen eher direkt mit Kampfhandlungen verknüpft (sie wurden oft produziert und dann eingesetzt, die Aufrüstung diente also häufig direkt der Vorbereitung von Kampfhandlungen), so zeichnete sich in der Industrialsierung immer mehr der psychologische Aspekt von Waffen ab, als Statussymbol und zur „Abschreckung“. Eines der populärsten Beispiele mag die Kaiserliche Kriegsmarine sein. Um diese zu finanzieren, wurde extra eine Sektsteuer eingeführt, die in Deutschland bis heute erhoben wird. Die Flotte mit ihren modernsten Großkampfschiffen lag bis auf einen Großeinsatz in der Skagerrakschlacht fast den ganzen 1. Weltkrieg über in den Häfen. Kaiser Wilhelm II. hatte sie aus Prestigegründen hochrüsten lassen, scheute dann aber das Risiko, seine Flotte im Kampf zu verlieren. Militärparaden, propagandistisch aufbereitete Waffentests, Militärmanöver zur Demonstration von „Stärke“, die Werbung der Waffenindustrie und andere Phänomene gehören zu einem staatlichen Waffenfetischismus, der weitgehend als selbstverständlich hingenommen wird.
Auch privater Waffenfetischismus folgt weniger einer realen Bedrohungssituation oder dem Willen diese einzusetzen, sondern ästhetischen Gründen (Faszination von Waffen) bzw. der Befriedigung von Geltungssucht, Paranoia oder anderen psychologischen Motiven.
Wo „Violence Permanente“ die ausgeübte/inszenierte Gewalt behandelte, beschäftigte sich „Violencia Paranoia“ parallel mit dem Verlangen nach Inszenierung, nach „Stärke“, „Abschreckung“ und Kompensation von Schwächegefühlen.