Instant Life/Love/Death I

Der erste Zyklus zu Instant Life/InstantLove/Instant Death datierte einer rückblickenden Notiz Albrecht/d.s zufolge auf die Jahre 1983-1985.

Persönlichen Aussagen aus den frühen 1980er Jahren zufolge hatte er tatsächlich bereits in den 1970er Jahren den Titel und das erste Konzept entwickelt, so dass der Ursprung von InstantLife/InstantLove/Instant Death dorthin zurückreicht.

Sowohl die Thematik als auch der englische Titel und die künstlerische Konzeption zeigen eine Nähe zu Themen, die auch bei Throbbing Gristle eine bedeutende Rolle spielten.

Im Kern sind die Eckpunkte des Zyklus die Entfremdung, der Mensch im Konflikt und Widerspruch zu einer modernen Welt, die auf Konsum und Verwertung ausgerichtet ist: Das Instant Life als eine vorgefertigte Lebenskonserve, der sich der Mensch anpassen muss; Instant Love als Produkt, das nicht auf natürlichen Zufallsprinzipien zwischen Individuen basiert, sondern schnelllebig, konsumierbar und weitgehend kommerzialisiert und unendlich reproduzierbar ausgestaltet ist – vom One-Night-Stand zu Sex als Ware und der Fetisch- und Porno-Industrie als Lieferant der Instant-Phantasien – bis schließlich zum Instant Death am Ende des Verwertungsprozesses eines Menschen.
Throbbing Gristle ließen sich in Auschwitz fotografieren, thematisierten den industrialisierten Massenmord durch das NS-Regime, und verwoben die unterschiedlichen Ebenen von Sex, Gewalt und Entfremdung in ihrer Arbeit.

Die Konzeption von Instant Life/InstantLove/Instant Death kann als Äquivalent betrachtet werden, das teilweise mit Throbbing Gristle überlappte (z.B. bei gemeinsamen Sessions und den zugehörigen Cassettenproduktionen, Postkarten, Mail Art, etc.), das aber stärker den musealen und verlegerischen Aspekt betonte, während Throbbing Gristle zu dieser Zeit den Fokus auf Performance, Mulitmedia und Tonträger legten.

Ab ca. 1980 stand Albrecht/d. mit der Stuttgarter Punk-Szene in Kontakt, wie z.B. auch Walter E. Baumann in Frankfurt und andere Künstler in ihren jeweiligen Städten. Die Punk-Bewegung hatte teilweise Ansätze, die der Fluxus-Bewegung ähnlich waren, die Spontaneität, das Überschreiten von Grenzen, das Bewerten der Idee statt der Fixierung auf ein bestimmtes künstlerisches Ergebnis und letztlich auch die Negierung der bürgerlichen Werte boten eine breite Überlappung der künstlerischen Ansätze. Der Minimalismus des Punk traf bei Albrecht/d. auf eigene Konzepte zu einer minimalistischen Musik. Die spontane Darbietung mit Marie Kawazu am Casio am 17. April 1982 in Paris war hier folgerichtig. Die Ästhetik des Punk bot einen perfekten Rahmen für die von Albrecht/d. geschaffene „Abfallperkussion“ aus leeren Plastikflaschen, Kanistern, Dosen usw.

Der folgende Text wurde von Albrecht/d. zum Buch „Die Schönheit muß auch manchmal wahr sein“ 1982 verfasst. Das Buch versammelt auf 144 Seiten Beiträge von Helga Eibl, Karla Marx, Joseph Beuys, Walter Grasskamp, Jörg Immendorf, Anne-Marie Kassay, Hans Platschek, Hans Haacke, Albrecht D., Bernhard Sandfort, Verein für Vollbeschäftigung und Erforschung des Unbemerkten e.V., Georg Bussmann, Dieter Hacker, KP Brehmer, Christel Burmeier, Herbert Molderings, Hilmar Liptow, Workshop Kassel, Michael Rutschky, Klaus Staeck.

in der vergangenheit habe ich immer wieder meine arbeit verschiedenen gruppen zur verfügung gestellt – ich habe sie ihnen nicht angeboten, sondern sie kamen zu mir und ich habe mich über die möglichkeit gefreut, in einem anderen kontext kollektiv meine erfahrungen und fähigkeiten einzusetzen.

vergleicht man die ereignisse zwischen 1963 und 1971 mit der zeit zwischen 1976 und1981 entdeckt man verwandtschaften und paralelle entwicklungen, die den fast trivialen satz bestätigen: es gibt nichts neues ……. (geschichte manchmal geschichtchen / alles wiederholt sich) d e m g e g e n ü b e r steht eine ungeheure innovation im technischen bereich und das sollte die künstler doch zur reflexion verleiten – ob es nicht doch besser ist – ABSCHIED ZU NEHMEN – von mittelalterlichen techniken – die sehr viel zeitaufwand erfordern – um zum beispiel WIRKLICHKEIT einzubeziehen…………..

…………………damit soll nicht der VIDEO kunst die KRONE aufgesetzt werden – denn die meisten produktionen in diesem bereich zeigen doch eher den trend „elektrisches SPIELZEUG“ in künstlerhand…………….

auch hat video innerhalb dieser medienlandschaft einen geringeren stellenwert solange rundfunk und fernsehen unter dem aspekt von ausgewogenheit das „gesunde mittelmaß“ permanent fördern – wie es eigentlich nur mit der förderung der kunst in den osteuropäischen ländern mit den staatskünstlern abläuft……….

immer wieder kommt der künstler an den selben punkt – hat er das brett schon vor dem kopf – die anpassung (sprich opportunismus) im kopf oder läuft er ständig gegen mauern………übrigens unterscheiden sich hier die länder mit konservativen regierungen nur unwesentlich von andern ländern…………

selbige partei mit hundertjähriger tradition kaut selbst schwer am eigenen selbstverständnis und dann soll der künstler in seiner eigenschaft als seismograph (oder auch AVANT/APRES gardist) weiter sein….

nee dat is ne überforderung ….. was tun? Weitermachen nach dem miesen motto: IRGENDWIE WIESWALD BLUMEN MALN drucken a la warhol aufgeben ……..resignieren
dann freut sich nicht nur der kollege, dessen chancen sich verbessern – auch für den konservativen teil der bundesrepublik ist das schön – denn RUHE IST IMMER NOCH/NICHT NUR EINE TUGEND – oder erste BÜRGERPFLICHT!
NEIN – RUHE IST SCHÖN – deutschland im HERBST 79………………….

1968-1975 hatte ich einen verlag und verlegte postkarten/schallplatten/cassetten/ grafik/siebdrucke

nach 1975 stand ich vor einer neuen situation – für den verlag fand ich keine künstler mehr – für die es sich lohnte – publizistisch einzusteigen – sie zeigten eine ebene von bleierner belanglosigkeit – alles bis auf kleine ausnahmen AUFGUSS/AUFGUSS – AUSGUSS war der papierkorb oder ein paar kartons voll papier. dafür entwirrt sich etwas anderes – die solidarität – konservativ ist liberal: liberal ist die kunst darwins – ein mißverständnis zu einem programm zu entwickeln…..

aus dieser ERKENNTNIS entwickelt sich etwas UNTER DEM MOTTO „WAS LANGE GÄRT – WIRD WURST / WUT! ein interessantes symptom waren die Punks – 77 in england 1979 etwas verspätet quält sich punk durch deutschland……….

mich erfreut die frische und die spontaneität der PUNKS – nicht nur weil sie mit der ästhetik agieren – die für mich eine alternative zwischen 1965 und 1975 war bzw. ihre publikationen die dürftigkeit meiner frühen produkte in den sechziger jahren hatten – vielleicht auch das ?

begründung bzw. legitimation „warum?“
vorteile VORTEILE v o r t e i l e vOrTeIlE:

1967-72 betrieb ich nicht nur den selbstverlag reflection press und veröffentlichte viele flugblätter, sondern parallel gründete ich verschiedene organisationen, deren namen ich meistens nur einmal verwendete. Als person blieb ich immer im hintergrund – meine bürgerliche existenz blieb anonym.

als namentlich zeichnender künstler wäre ich sofort unter dem aspekt ästhetischer norm bzw. formalen kriterien hinterfragt bzw. beurteilt worden. es hätten auseinandersetzungen stattgefunden, die sehr viel energie aufbrauchen, deren effekt aber letztendlich gleich oder fast null ist. der künstler muß innerhalb dieser gesellschaft eine seriosität verbreiten, um als produzent einer ware, für die kein bedarf vorhanden ist, minimale absatz- und überlebenschancen zu erhalten. dagegen ist es sekundär, ob seine arbeit einen kunsthistorischen stellenwert hat oder nicht.

erst zu einem späteren zeitpunkt kristallisiert sich die wirkliche bedeutung künstlerischer arbeit innerhalb der kunstgeschichte heraus. Ein interessantes beispiel ist die wiederentdeckung der gesamten arbeit GOYAS fast 150 jahre nach der entstehung. Dies zeigt deutlich einen beweis meiner these: es ist bedeutungslos, ob ein künstler mit einem EGO/NARZISS/PRIVAT – image die nerven seiner zeitgenossen strapaziert oder still bzw. anonym mit einem ANTI-image agiert. langfristig relativiert sich die wirkliche bedeutung und kunst einer radikalen auffassung in bezug auf inhalt und form/erhält ihre faszination oft in der wiederholung von geschichte.

das läßt sich sehr leicht an der entwicklung von DADAist D A D A zu N E O – neu d a d a heute 50/60 jahre danach aus der vielfalt der DADA-literatur heute beweisen. Der rückgriff auf informeL-romantik/expressionismus oder neuer kindlichkeit (neo-infantilism) ist die konservative antwort auf neo-dada. DAS WÄRE DIE INHALTLICHE BEGRÜNDUNG.
ein paar abschliessende bemerkungen zu den formal/taktisch/strategischen vorteilen anonymen arbeitens sollen kurz angedeutet werden:

unabhängig – völlige freiheit in der entscheidung und wahl seiner mittel (nicht die merkantilität steht im vordergrund – sondern der effekt INHALTE möglichst breit zu vermitteln).

keine publizistische verantwortung und zwänge des „guten tons“ bzw. rache durch die kleinbürgerliche gesellschaft (angefangen bei der beurteilung durch FEUILLETONISTEN bis zur ankaufspolitik von museen bzw. kunstförderung der staatlichen institutionen.

sicher gibt es noch mehr vorteile, die hier nicht herausgearbeitet worden sind. Dies war nicht meine absicht. mein beitrag ist ein kompendium von gedanken und überlegungen, die ich simultan aus der beschäftigung mit dem Motto: Die Wahrheit muß auch schön sein. (Politische Kunst) ergeben haben. alles ist unvollständig !!!!!!!

selbstverständlich bin ich kein vertreter der literatur – sondern halbwegs mit der sprache als verständigungsmittel vertraut. meine lieblingsbeschäftigung ist die COLLAGE und die musik – möglichkeiten der übertragung von subjektiven assoziationen – die vom betrachter/hörer objektiviert bzw. nachvollzogen werden können.

meine arbeit hat in den letzten jahren eine wandlung zum asiatischen denken und dem prinzip der simultaneität von wahrnehmung/auffassung erfahren. (ein wesentlicher impuls in diesem umschwung war die beschäftigung mit der philosophie/psychologie des buddhistischen denkens.) andererseits sehe ich für die zukunft des westlichen denkens zwei sehr interessante ansätze in der literatur bei william burroughs und in der utopischen architektur und der analyse von geschichte bei buckminster fuller. sie haben in ihrem denken die erfahrungen der technologie gegenwart/zukunft berückschtigt! –

entwicklungen, die in der aufarbeitung von philosophischen systemen der vergangenheit kaum neue denkansätze für die zukunft bieten, sind in der renaissance konservativen denkens als antwort auf die unsicherheit fast genauso gefährlich wie die neutronenbombe. diese bombe hinterläßt menschenleere geisterstädte und wird von christen/humanisten allen ernstes als fortschritt angesehen. für diese perversion menschlichen denkens finde ich nur eine antwort: WER SICH NICHT WEHRT – lebt verkehrt! (trivial aber treffend.) –

über das „anonyme medium“ – mit dem ich jetzt arbeite/in der aktualität des alltags möchte ich schweigen – anonyme! Synonym für?
ENTE…….

(Albrecht/d. 1982)

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