London 2006-2009

Am 24. August 2008 übergaben die Olympischen Sommerspiele in Peking die olympische Flamme an London, wo die Eröffnung der XXX. Olympischen Spiele am 15. Juli 2012 stattfinden sollte.

Drei Jahre zuvor, am 07. Juli 2005, hatte London während des in Schottland stattfindenden G8-Gipfels, die schwersten Terroranschläge in der Geschichte Großbritanniens erlebt, als sich islamistische Selbstmordattentäter im Morgendlichen Berufsverkehr in U-Bahnen der Circle Line (Fahrt von Liverpool Street in Richtung Aldgate und Fahrt von Edgware Road in Richtung Paddington) und der Piccadilly Line auf der Fahrt von King’s Cross St. Pancras nach Russel Square, sowie in einem Bus der Linie 30 am Tavistock Square in die Luftsprengten. Die vier Selbstmordattentäter rissen 52 weitere Menschen mit in den Tod, über 700 Personen wurden verletzt.

Großbritannien hatte sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entschieden an die Seite der USA gestellt und mit der US-Luftwaffe zusammen am 07. Oktober 2001 die Kampfhandlungen gegen Afghanistan eröffnet. 2008 zogen sich die britischen Streitkräfte aus dem Irak zurück.

Vor dem Hintergrund der Anschläge vom 07. Juli 2005 (in der britischen Presse auch kurz 7/7 in Anlehnung an 9/11 genannt) wurden in Großbritannien intensive Diskussionen um das Sicherheitskonzept für die Olympischen Spiele 2008 geführt.

Für Albrecht/d. war London immer wieder ein Ort besonderer Inspiration und Aktivität gewesen, am intensivsten sicherlich in den 1970er Jahren.  Der von US-Präsident Bush am 16. September 2001 ausgerufene „Krieg gegen den Terrorismus“ hatte für Albrecht/d. Parallelen zum Vietnamkrieg und schlug sich folglich auch prominent in seinen Arbeiten nieder. So waren seine Aufenthalte in London 2006, 2008 und 2009 geprägt von den Folgen des Irak-Krieges und des „war on terrorism“, aber auch der 7/7-Anschläge und einer allgegenwärtigen Sicherheitsdebatte, sowie den vielfältigen Vorbereitungen auf die Olympiade 2012.

In den Postkarten-Collagen der in London geschaffenen Serie wird die olympische Übergabe von Peking an London zu einer Art Glückskeks aus chinesischen Soldaten, aus der die britische Gardeinfanterie heraussteigt, kombiniert mit dem Burger-Angebot eines „Don Quixote“-Imbiss, der Albrecht/d. die passende Charakterisierung der Situation als eine politische Inszenierung und Event der Fast-Food / Fast Entertainment-Gesellschaft lieferte. Die Postkarte schlägt damit die Brücke von „Instant Love / Instant Life / Instant Death“ zu „Soap Opera“ und „LaienSpielSchar“ und dem unvollendeten Zyklus „Yedi Research Project“.

Eine andere Karte zeigt das London Eye und ebenfalls chinesische Soldaten und britische Gardeinfanterie. Diese Gegenüberstellung thematisiert natürlich auch, dass die Folklore von heute auf dem Krieg von gestern basiert, denn die Uniform der Gardeinfanterie, die heute zu den Touristenattraktionen Londons gehört, trugen die britischen Grenadiere 1815 bei Waterloo.

Über einer Karte der nächtlich illuminierten Tower Bridge ordnete Albrecht/d. eine zerschnittene Fotogalerie britischer Golfkriegsgefallener so an, dass daraus die Struktur der Britischen Flagge wurde. Aber auch Albrecht/d.s charakteristische Vorliebe für Fahrkarten, die er seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn in seine Werke einarbeitete, manifestierte sich erneut.