Die globale Medienpräsenz nicht nur des Vietnamkrieges förderte eine Entwicklung innerhalb der Kunst, die ihrerseits eine Globalisierung suchte. Das Medium für eine unmittelbare und allen zugängliche Verbreitung von künstlerischen Gedanken und Werken war die Post.
Im Umfeld von Neo Dada, Fluxus, Pop Art und der New Yorker Kunstszene (auch begünstigt durch die zunehmende Multimedialisierung einer Underground-Kultur, in der Musik, Film, Performance, bildende Kunst und Happening immer stärker zusammenflossen), wuchs die Erkenntnis, dass die globale Vernetzung und Kommunikation der Kunst neue und effektive Möglichkeiten erschließen könnten.
Der Austausch per Post funktionierte auch mit Künstlern, die keine Visa- bzw. Reisemöglichkeiten hatten, in deren Ländern staatliche Zensur die Post kontrollierte und kritische Kunst oft unterdrückt wurde.
1971 von dem Kunstkritiker und Kurator Jean-Marc Poinsot geprägt, übernahm David Zack 1973 den Begriff in einem Artikel der Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Art in America“. Dies gilt als der Zeitpunkt, ab dem die Mail-Art-Netzwerke den Begriff für sich übernahmen. Der konzeptionelle Ursprung geht aber auf Ray Johnsons „Correspondence Art“ zurück, der den Begriff Mail Art ebenfalls ablehnte.
Für Albrecht/d. war Mail-Art schon sehr früh ein Thema. So wie ihn die „maschinelle Schöpfungsarbeit“ von Kopierern faszinierten, deren Druckergebnisse einen gewissen, nicht vom Menschen vollständig beherrschbaren Anteil aufwiesen, reizte ihn die Einbeziehung zufälliger und anderer Faktoren in einen Schöpfungsprozess. Hierzu gehörten die Poststempel auf collagierten Postkarten und Briefumschlägen genauso wie die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze in der Mail-Art-Szene, die teilweise Ansätze von Kettenbriefen aufnahmen oder auch von Wanderaustellungen, bei denen die Künstler gesammelte Arbeiten an die jeweils nächste Station schickten.
Im Laufe der Zeit etablierte sich Mail-Art aus dem Untergrund heraus und erreichte auch etabliertere und offizielle Stellen. So fand 1989 zum 800. Hamburger Hafengeburtstag eine großangelegte Mail-Art-Aktion statt. Das Landesamt für Umweltschutz Baden-Württemberg hatte 2000 eine Mail-Art-Aktion ins Leben gerufen, die „umweltkritische Kunstbotschaften im Postkartenformat“ einwarb und im Naturkundemuseum Karlsruhe ausstellte.
Albrecht/d. hat praktisch sein gesamtes künstlerisches Leben lang an Mail Art-Aktionen teilgenommen. Die Anzahl der Teilnahmen ist unüberschaubar. Die Einladungen kamen aus aller Welt und Beiträge von ihm sind weltweit in Mail-Art-Ausstellungen zu sehen gewesen und in Mail-Art-Archiven abgelegt. Von manchen Ausstellungen an denen er beteiligt war, sind Einladungen oder Dokumentationen im Nachlass erhalten. In vielen Fällen hat er keine Kopien seiner Beiträge archiviert, so dass dieser Bereich seines Schaffens noch einer fundierten Aufarbeitung entgegen sieht.
Es gibt inzwischen einzelne Mail-Art-Archive, die im Internet zugänglich sind. Wir zeigen hier einige Beispiele seiner Mail-Art-Aktivitäten. In unserer Link-Sammlung sind auch diverse Links zu Mail-Art-Archiven gelistet.