Die unterschiedlichsten Aspekte der Erotik und der Sexualität waren für Albrecht/d. Zeit seines Lebens ein Thema. Er widmete sich ihnen in vielfältiger Weise. Mehrere Zyklen beschäftigten sich mit Sexualität – Gewalt – Kommerzialisierung und damit Trivialisierung von Sexualität und Erotik.
„Erotique Neurotique“ war damit eine logische Folge von „Violence Permanente“ und „Instant Life/Instant Love/Instant Death„. Mit dem Kampf der Frauenbewegung gegen die Darstellung und Ausbeutung von Frauen als Sex-Objekten ging eine Sexualisierung der Werbung und eine zunehmende Übertragung der Rolle des Sex-Symbols auf Männer einher. Gleichzeitig mit der Zunahme männlicher Erotik und der Reduktion plattester sexistischer Frauendarstellungen in der Werbung wuchs der Markt für Pornografie.
Als Albrecht/d. Anfang der 1980er Jahre den Zyklus begann, waren erotische Spielarten wie Fetisch, Bondage, Lack/Leder, Rollenspiele, oder Sado-Maso überwiegend Tabus, die weitgehend nur in den jeweiligen Subkulturen oder im engsten privaten Umfeld angesprochen wurden.
Ähnlich wie die Schwulenbewegung diese Tabugrenzen überschritt und auf ihren Demonstrationen bewusst auch solche Kategorien plakativ präsentierte beschäftigte sich „Erotique Neurotique“ mit der Doppelmoral und Vorverurteilung in Verbindung mit erotischen Besonderheiten, schuf aber auch eine inflationäre Allgegenwart erotischer Abbildungen mit dem Ziel einer Reizüberflutung. Durch die massenhafte Darstellung entsprechender Motive sollte dem Thema der Nimbus des Besonderen, des Unaussprechlichen und damit das Tabu genommen werden und es als jene Normalität etabliert werden, die es für den betreffenden Teil der Bevölkerung ist, gleichwohl dies bis dahin weitgehend verschwiegen wurde.
Bemerkenswert erscheint bei Albrecht/d. angesichts der stark auf die Enttabuisierung von Sexualität konzentrierten Debatte der 68er eine gleichzeitige und bereits in den frühen 70er Jahren scharf formulierte Kritik an warenförmigem Sex und eine auf unterschiedliche Weise ausformulierte empathische Perspektive auf die in der Sexindustrie ausgebeuteten Models, z.B. in Form von Collagen, in denen der Künstler sein Gesicht mit den konsumistischen Körperabbildungen verbindet.