Bernd-Löbach – der Mann, der Albrecht/d. verlegte

20 Jahre, nachdem Albrecht/d. 1966 erste Happenings veranstaltete, erschien erstmals ein Buch über ihn. Über seinen Eigenverlag reflection press hatte er bereist 1970 mit „the way of a.“ ein erste Selbstdokumentation veröffentlicht, der weitere folgten. Auch war er in zahlreichen Publikationen, Katalogen und Büchern vertreten. Aber das erste Buch ausschließlich über Albrecht/d., das er nicht selbst verlegt hatte, war „Albrecht/d. – Collage, Geklebtes, Mix 1975 – 1985“, das 1986 in Löbachs Designbuch Verlag Cremlingen erschien.

Das Buch war für Löbach durchaus logisch. Er hatte 1984 bereits ein Buch über Hans Alvesen („Papierplastiken“) veröffentlicht, und 1986 auch „H. R. Fricker: Networkingmaterial.“ Neun Jahre später sollte er erneut Bücher über diese drei Künstler herausgeben: „H. R. Fricker: Ort der Orte“ und „Hans Alvesen: Plastiken“, beide 1995, sowie „Albrecht/d.: Instant Life Love Death“, 1996.

Löbach und Albrecht/d. kannten sich seit den 1960er Jahren. Sie waren sich im Umfeld von Fluxus und anderen Kunst-Aktivitäten immer wieder begegnet. In Walter Aues Bestandsaufnahme „P.C.A. – Projecte – Concepte & Actionen” (DuMont, Köln, 1971) waren sie gemeinsam mit Ben Vautier, Charlotte Moormann, Timm Ulrichs, Joseph Beuys, Dick Higgins, Wolf Vostell, Allen Kaprow, Bazon Brock, Nam June Paik, Günter Sarée und zahllosen anderen versammelt. Aue hatte allerdings mehrere Künstlernamen falsch geschrieben, so dass Albrecht/d. dort als Dietrich Albert aufgeführt ist.

Das in den 1960er Jahren aufkommende Bewusstsein für die globale Zerstörung der Umwelt durch die Industriegesellschaft war schnell ein Thema geworden, dem sich viele junge Künstler annahmen. 1968 hatte Albrecht/d. das Environment „R wie Raum R wie Reflection“ für Biafra geschaffen. Christo hatte bereits 1958 begonnen, mit alten Ölfässern zu arbeiten.

Bernd Löbach hatte nach einer Lehre als Stahlgraveur von 1961 bis 1963 die Fachschule für Metallgestaltung und Metalltechnik in Solingen besucht, und von 1963 bis 1967 Industrial Design an der Werkkunstschule Wuppertal studiert. Er arbeitete dann von 1967 bis 1968 als Industrial Designer bei der Firma Brown, Boveri & Cie. in Mannheim. 1968 begann er als Dozent für Industrial Design an der Werkkunstschule Bielefeld zu lehren (bis 1975), von 1975 bis 2007 hatte Löbach eine Professur für Designgeschichte, Designtheorie und Entwurfsprojektbetreuung in Braunschweig.

Erste künstlerische Arbeiten stellte er 1961 öffentlich aus. Ab Ende der 1960er Jahre wurden seine Arbeiten zunehmend umweltkritisch. Löbach entwickelte Begehungen von „Umweltausstellungen“, auf denen die Teilnehmenden zufällig entstandene Objekte mit ästhetischen Qualitäten besichtigen konnten. Da er somit nicht direkt als Kunstschaffender in Erscheinung trat, sondern auf Bestehendes hinwies, gab er sich die „Berufsbezeichnung“ „Hinweiser“, die er seinem Namen anhängte, so dass im Endeffekt der Künstlername Bernd Löbach-Hinweiser daraus wurde.

Löbach veröffentlichte 11 Bücher zu Design-Themen. In den 1970er Jahren gründete er den Designbuch Verlag, der bis heute existiert. Als Autor, Herausgeber und Verleger von Büchern zu Kunst und kunstnahen Themen schuf er ein umfangreiches Werk. Wikipedia listet 26 Werke zur aktuellen Kunst auf, 22 Bände zu „Kunst und Ökologie, von denen er neun selbst verfasste, sowie die 20-bändige von ihm verfasste Buchreihe „Fruchtbare Nächte“.

Von und über Albrecht/d. veröffentlichte Löbach insgesamt vier Bücher:

„Albrecht/d. – Collage, Geklebtes, Mix 1975 – 1985“, hrsg. von Bernd Löbach-Hinweiser, 1986, ISBN 3-923971-10-9

„Albrecht/d. – Instant Life Love Death“, hrsg. von Bernd Löbach-Hinweiser, 1996, ISBN 3-923971-52-4

„Albrecht/d. – … Versuch, die Codes für das Scannen und Verarbeiten mit dem Computer zu verbessern…“, hrsg. von Bernd Löbach-Hinweiser, 1996, ISBN 3-923971-53-2

„Albrecht/d.: Ein politisch engagierter Künstler“, hrsg. von Bernd Löbach-Hinweiser, 2005, ISBN 3-923971-65-6

War „Albrecht/d. – Collage, Geklebtes, Mix 1975 – 1985“ das erste Buch über Albrecht/d., das er nicht selbst verlegt hatte, so war das 2005 erschienene „Albrecht/d.: Ein politisch engagierter Künstler“ das letzte Buch eines Dritten über Albrecht/d., das zu seinen Lebzeiten erschien. Und es enthielt auch Arbeiten, die auf „YETI-Research“ hinwiesen, den letzten begonnenen, rudimentär gebliebenen Zyklus im Werk Albrecht/d.s.

Einen Sonderstatus nahm 1996 „Albrecht/d. – … Versuch, die Codes für das Scannen und Verarbeiten mit dem Computer zu verbessern…“ ein. Das Buch ist eine von einem Strichcode ausgehende, immer weiter fortschreitende Abstraktion, an deren Ende das Wort „endlos“ steht, also ein Bezug sowohl zu endless music, als auch dem buddhistischen Leitmotiv der Unendlichkeit, das sich durch Albrecht/d.s gesamte Arbeit zieht. Anders als die drei anderen Albrecht/d.-Bücher im Designbuch Verlag, ist es ein vollständig von Albrecht/d. gestaltetes Künstlerbuch zu einem ganz spezifischen Thema.

Bernd Löbach gründete das Museum für Wegwerfkultur, Weddel und das Museum für moderne Kunst, Weddel. 1997 wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Laufe der Zeit überließ er Albrecht/d. mehrere seiner Arbeiten aus dem Bereich der „Umweltkunst“, die die beiden thematisch über Jahrzehnte hinweg verband.

Albrecht/d. partizipierte immer wieder an Aktionen von Bernd Löbach, so z.B. an der Rubber Stamp Gallery des Museums für moderne Kunst, Weddel oder der Aktion „Künstlerbanknoten“, an der im Jahr 2000 179 Künstlerinnen und Künstler aus 33 Ländern teilnahmen. Die Aktion mündete in zwei Ausstellung und einen Katalog, der sämtliche Beiträge dokumentiert.

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