Am 26. Januar 2022 starb Frank-Kirk Ehm-Marks, zwei Tage vor seinem 61. Geburtstag. Am 19. Mai 2022 veröffentlichte der Tagesspiegel einen lesenswerten Nachruf. Dort finden sich auch die Sätze: „Die Generation der ‚Kinder vom Bahnhof Zoo‘ hat einen ihrer letzten Überlebenden verloren.“ Und „In dem Film über Christiane F. spielt er nur eine Kleinrolle, sich selbst. Aber er hat fast alle überlebt.“






Dieses Überleben stand aber dennoch fast sein ganzes Leben auch unter dem Zeichen von Drogenabhängigkeit, Selbsthass, Todessehnsucht. Er verarbeitete sie in seinen Texten und Bildern.
Er bewegte sich in der Berliner Punk-Szene, war Hausbesetzer, fand zur Kunst, wo er sowohl in Verbindung mit der Berliner NoArt-Szene genannt wird, als auch mit Social Beat. Auf die Rückseite von Collagen schrieb er 1987 „Primitiv Mail Art“. Er malte, zeichnete, collagierte, schrieb, war als Mail-Artist aktiv.
Er arbeitete hinterm Tresen und gründete mit Matt Grau das „Kreuzberger Kasperletheater“, das der Tagesspiegel im Nachruf „trashig“ nennt. Hinter diesem einen Wort verbirgt sich eine ganze Reihe von Einflüssen, die in Ehm-Marks‘ künstlerischen Ausdruck Eingang fanden: Dada und Neo-Dada, Fluxus, 1960er und 70er Agitprop, Punk, Post-Punk, Industrial, und natürlich auch Drogeneinflüsse und die Erfahrungen der Beschaffungsprostitution.
1987 entwickelte sich die Idee einer Publikation bei reflection press. 1988 erschien das Buch „Eisbox“, 40 Seiten DIN A4, mit einem Deckblatt von Albrecht/d. Laut Ehm-Marks‘ Publikationsliste auf NO!art war es seine zweite Publikation, etwa zeitgleich mit „Hunger Schal Schal Hunger“, das im Marowetz-Verlag in Berlin erschien. Sein Debut „Die Verfassung der Gäste“ lag bereits vier Jahre zurück. Zur Buchpräsentation von „Eisbox“ hatte Albrecht/d. eine Ausstellung bei Buch Julius am Charlottenplatz organisiert.
Zur Ausstellung erschien auch eine von Albrecht/d. herausgegebene Mappe von Frank-Kirk Ehm-Marks unter dem Titel „Kuli“ mit einer Original-Zeichnung DIN A4, einer Canon-Farbkopie DIN A3, und 10 Blättern DIN A3 Canon braun auf grau in einem bestempelten DIN A3-Karton, signiert und nummeriert. Die Auflage der Mappe betrug 10 Stück.
Obwohl Albrecht/d. auch im Rahmen von Social Beat-Veranstaltungen auftrat, z.B. auch 1994 in der Stadtbibliothek Ludwigsburg, und Frank-Kirk Ehm-Marks 1995 noch einmal bei Buch Julius ausstellte, war im Nachlass von Albrecht/d. kein Hinweis auf eine weitere Zusammenarbeit mit ihm erhalten.
Unter den Künstlern, die wir 2016 anfragten, ob sie sich mit einem künstlerischen Gruß am Buch „Albrecht/d. – zum Berühmtsein (eigentlich) keine Zeit“ beteiligen möchten, war auch Frank-Kirk Ehm-Marks. Wir hatten nur eine Postadresse, keine Telefonnummer. Unser Brief blieb unbeantwortet, wir wissen nicht einmal, ob er ihn erhalten hatte.
2017 erlitt er eine Gehirnblutung und musste fortan betreut werden.
Frank-Kirk Ehm-Marks wurde auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof in Schöneberg bestattet, ca. 500 m Luftlinie von der Schöneberger Hauptstraße 155 entfernt, in der in den 1970ern zeitweise Iggy Pop und David Bowie lebten.